Der Zeppelinwagen 144: Ein Stück Geschichte mit neuem Leben


Verfasst von 

Michele Martoccia

Vice President Market Manager Railway

Einleitung
 
Der Zeppelinwagen 144 stellt nicht nur einen wichtigen historischen Meilenstein in der Sammlung historischer Straßenbahnwagen des Vereins „Freunde der Nürnberg-Fürther Straßenbahn e.V.“ dar. Er spielt auch eine Schlüsselrolle in den Beziehungen zwischen den Städten Krakau und Nürnberg.
 
Gebaut im Jahr 1909 in Nürnberg, wurde eine Serie sogenannter Zeppelinwagen (Nr. 141 - 150) als Gebrauchtwagen an die Stadt Krakau verkauft, die bis Ende der 1960er-Jahre im Einsatz waren. Wagen 144 war als einziger noch in Betrieb, aber Ende der 1970er-Jahre hatte sich sein Zustand erheblich verschlechtert.
 
Zu diesem Zeitpunkt erfuhr der Nürnberg-Fürther Straßenbahnverein von der Existenz von Wagen 144, der sofort den Wunsch äußerte, dass dieser Teil eines zukünftigen Straßenbahnmuseums in Nürnberg werden sollte. Diese Pläne wurden durch den anhaltenden Kalten Krieg beeinträchtigt; Nürnberg galt als Teil Westdeutschlands, während Polen zu dieser Zeit unter kommunistischer Herrschaft stand. Doch 1979 änderte sich die Situation und es wurde ein Städtepartnerschaftsvertrag zwischen Krakau und Nürnberg geschlossen. Mit Unterstützung der Bürgermeister und Stadträte beider Partnerstädte sowie der Spende einer deutschen Gleisbiegemaschine, die es bis dahin im kommunistischen Polen nicht gab, gelang im Jahr 1984 der Plan, den Wagen zu renovieren, teilweise umzubauen und nach Nürnberg zurückzubringen.
 
Seitdem ist der Wagen ein wichtiges Exponat im historischen Straßenbahndepot St. Peter in Nürnberg. Doch nach zwei erfolgreichen Projekten, bei denen historische Triebwagen der Nürnberger Sammlung nach den Richtlinien der Krakauer Nahverkehrsbetriebe (MPK Kraków) umgebaut wurden, wurde ein weiteres monumentales Partnerstadtprojekt geschaffen, das ein neues Kapitel in der Geschichte des Wagens aufschlägt. Der bestehende Zeppelinwagen sollte dabei für den Bau von zwei neuen Wagen verwendet werden, die beide über die für die Beförderung von Passagieren erforderliche Betriebserlaubnis verfügen würden. Die Menschen in Krakau und Nürnberg sollten jeweils ihren eigenen Zeppelinwagen haben, was neue touristische Möglichkeiten eröffnen und die enge Partnerschaft zwischen beiden Städten hervorheben würde.
 
Herausforderung 
Um eine Betriebsgenehmigung zu erhalten, die es erlaubte, Passagiere zu befördern, mussten beide Wagen mit Magnetschienenbremsen und einer Hilfsstromversorgung für Niedervoltbeleuchtung ausgestattet werden. Der Nürnberger Wagen sollte außerdem einen neu gebauten Wagenaufbau und generalüberholte Zugmaschinen erhalten. Infolge dieser Änderungen wurde eine völlig neue elektrische Ausrüstung erforderlich, einschließlich der Installation einer völlig neuen Verkabelung. Gleichzeitig war es wichtig, dass das Design des neuen Wagens historischen Aspekten entspricht und mit dem vorhandenen Raum in Einklang gebracht wurde, um sicherzustellen, dass es sich um eine Nachbildung des bestehenden Designs handelt. Damit gingen verschiedene Herausforderungen beim Aufbau, der Montage und der Inbetriebnahme der teilweise gebrauchten Ausrüstung einher.
 
Lösung 
Nachdem HUBER+SUHNER in der Vergangenheit bei vielen Restaurierungsprojekten – unter anderem beim Wiederaufbau der beiden historischen Triebwagen – eine entscheidende Rolle gespielt hatte, war das Know-how, das HUBER+SUHNER in dieses Projekt einbringen konnte, von unschätzbarem Wert.
 
Für den Straßenbahnwagen Zeppelin 144 lieferte HUBER+SUHNER Lösungen aus seiner innovativen RADOX-Produktpalette®, darunter 3-GKW-, 4-GKW- und TENUIS-Kabel, um der Tatsache Rechnung zu tragen, dass sich die Trassen und Leitungen gegenüber dem ursprünglichen Design geändert hatten. Die Verkabelung ist für eine 2V-Stromversorgung geeignet – etwas, das es im Originalwagen nicht gab.
 
Ergebnis
Die Arbeiten an dem Projekt laufen seit 2020, wobei der Schwerpunkt auf dem mechanischen Aspekt der Renovierung liegt. Der Umbau der Zugmaschinen und des Wagenaufbaus ist im Gange und die von HUBER+SUHNER entwickelte elektrische Ausrüstung wird im Frühjahr 2023 in die Straßenbahnwagen eingebaut. Sowohl die Nürnberger als auch die Krakauer Wagen sollen 2023 fertiggestellt werden.
 
Nach Abschluss des Projekts werden die beiden Zeppelinwagen ausschließlich für historische und touristische Zwecke betrieben. Die Menschen, die die Straßenbahnwagen benutzen, werden nicht nur ein Stück lebendige Geschichte erleben, sondern auch Zeugen der besonderen Beziehung zwischen den beiden Städten Nürnberg und Krakau, die über Jahrzehnte aufgebaut wurde.

RADOX® Stromkabel
Die Haupteigenschaften der Kabel umfassen einen ausgezeichneten Widerstand gegen Hitze, eine hohe Strombelastbarkeit, eine robuste Struktur, eine kompakte Konstruktion, hervorragende Flexibilität und eine lange Betriebsdauer. 

RADOX® TENUIS-TW Kabel
RADOX TENUIS-TW ist kleiner, leichter und flexibler als die vorhergehenden Produkte im Eisenbahnsektor. Als dünnwandiges Kabel eignet es sich besonders für die Verkabelung von Kabelsträngen, Schalttafeln und Schaltschränken und erfüllt die Anforderungen der meisten wichtigsten europäischen Brandschutznormen für die Bahn.